Vom Güterschuppen zum Grafikatelier

In Meiringen wurde ein über 100-jähriges Gebäude der Brünigbahn umgebaut. Der neue Eigentümer, Beat Kehrli, wollte das bestehende Gebäude als zentralen Treffpunkt erhalten und weiternutzen.

Im Jahre 1888 wurde das Gebäude von der Brünigbahn erbaut, 1932 und 1955 umgebaut und erweitert zu einem grossen Güterschuppen mit Gleisanschluss und einer Verladerampe auf der Strassenseite. Die Touristen, die in Meiringen mit der Bahn ankamen, holten beim Güterschuppen ihr Gepäck ab.

Dank seiner zentralen Lage war der Güterschuppen seit je ein Ort der Begegnung in Meiringen.

Die Nutzung änderte sich im Laufe der Zeit, bis 1995 das Gebäude nicht mehr im Betrieb war und meistens leer stand. 2005 kaufte es Beat Kehrli, um es zu erhalten und umzubauen.

Zentraler Ort der Begegnung

Die Nutzung als Grafikatelier für die Firma von Beat Kehrli stand nicht an vorderster Stelle. Mit ein Grund, dass die Fläche des Grafikateliers im Verhältnis zur gesamten Fläche eher klein gehalten wurde. Das Gebäude soll auch heute als Begegnungsstätte und Kontaktmöglichkeit dienen.

  • So wurde im Erdgeschoss des Gebäude Platz für eine Bar, einem grossen Cheminée  und einem grossen Esstisch geschaffen wurde.
  • Im Obergeschoss befinden sich ein kleiner Schlafraum und ein Bad, die bei Gelegenheit benutzt werden, wenn ein Auftrag im Grafikatelier einmal länger dauert oder die Strassenverhältnisse eine Heimreise nicht mehr zulassen.

Auf eine Beschriftung am Gebäude wurde bewusst verzichtet. Passanten und Touristen kommen und fragen nach Bahntickets und Informationen. Solche Kontakte sind nach Aussage von Beat Kehrli absolut erwünscht, man spricht nicht nur vom Ort der Begegnung, man lebt ihn auch. Einmal wöchentlich findet ein Mittagstisch statt, bei dem sich Freunde und Bekannte treffen, die sich beim Kochen und Abwaschen abwechseln. Die Bar ist nicht öffentlich und auch nicht permanent geöffnet, wird aber in regelmässigen Abständen für Veranstaltungen und Ausstellungen benutzt.

Nachhaltiger Umbau

Der Güterschuppen gehört zum erhaltenswerten Inventar von Meiringen. Gut, hat er einen neuen Eigentümer gefunden, dem dies ebenso wichtig ist.

Beat Kehrli war es ein Anliegen, dass der Rückbau zum ursprünglichen Gebäudezustand ohne grösseren, konstruktiven, baulichen Aufwand möglich ist.

Eine Vorgabe, die bei sämtlichen baulichen Entscheiden konsequent umgesetzt wurde. Die Glasfronten an der Nordfassade ermöglichen eine natürliche Beleuchtung der Büroräume, können aber konstruktiv problemlos wieder entfernt werden. Ansonsten wurden beim Umbau am Gebäude äusserlich nur geringfügige Änderungen vorgenommen. So werden die WC-Räume im Erdgeschoss nur durch Löcher in der Holzfassade belüftet.

Der Komfort wird durch diese Lösung nicht beeinträchtigt und der Vorgabe, die Fassade möglichst zu erhalten, nachgekommen. Auf eine möglichst optimale Wärmedämmung wurde Wert gelegt, um den Wärmebedarf des Gebäudes möglichst tief zu halten. Obwohl dabei unter Berücksichtigung der bestehenden Bausubstanz Kompromisse gemacht werden mussten, konnte für die Heizung eine Luft-Wasser-Wärmepumpe eingesetzt werden. Mit deren Betrieb und dem Energieverbrauch ist man nach den ersten Wintern absolut zufrieden. Die Umbauarbeiten dauerten von 2006 bis Anfang Mai 2007, ein Einsatz, der sich absolut gelohnt hat.

Emotionale Verbindung

Im Gespräch mit Beat Kehrli spürt man schnell die Emotionen, die ihn mit diesem Gebäude verbinden. Schon als Kind hat er hier gespielt und das Kommen und Gehen der Reisenden mitverfolgt.

Auch aus diesen Erinnerungen wuchsen die Ideen für eine Umnutzung des damals leer stehenden Gebäudes.

Beat Kehrli erklärt Details, wie die unterschiedlichen Konstruktionsarten des Daches der verschiedenen Bauphasen, die dem Besucher wahrscheinlich verborgen blieben, würde man ihn nicht darauf aufmerksam machen. Zeitzeugen unterschiedlicher Bauetappen der letzten 100 Jahre, die mit der Renovation erhalten werden.

Eigenes Lärchenholz

Im Jahre 1974 setzte Beat Kehrli bei seinem Elternhaus in Hasliberg eine 100 cm hohe Jungpflanze.

30 Jahre später wurde daraus eine stattliche Lärche, die durch sorgfältige Trocknung und Verarbeitung zur Bartheke geschreinert wurde.

Gerne lässt man sich von den Erklärungen von Beat Kehrli mitziehen und man fragt sich, wie viele Geschichten an diesem Ort der Begegnung wohl schon weitererzählt wurden und hoffentlich noch entstehen.