Schlüsselfertige Fertighäuser liegen im Trend, ist auch wirklich alles inklusive?
Der Bau von privatem Wohneigentum boomt in der Schweiz. Die aktuellsten Zahlen vom Bundesamt für Statistik zeigen, dass im Jahr 2011 9340 Einfamilienhäuser erstellt wurden. Der Anteil von Fertig- und Typenhäusern, die vorgefertigt auf dem Lastwagen auf den Bauplatz geliefert oder als Systemhaus gemäss standardisierten Hausmodellen konventionell auf der Baustelle gebaut werden, steigt laufend.
Fertighäuser in der Schweiz
Über den Marktanteil von Fertig- und Systemhäusern in der Schweiz liegen keine präzisen statistischen Zahlen vor, da diese nicht erhoben werden. Marktführer, gemessen an der Anzahl erstellter Systemhäuser in der Schweiz ist die Firma Swisshaus AG aus St. Gallen, welche gemäss eigenen Angaben schweizweit jährlich 300 Häuser erstellt. Berücksichtigt man die europaweite Produktionskapazität, sind aber auch grössere Firmen wie Bien-Zenker und Schwörer Haus aus Deutschland oder die ELK Fertig-haus AG aus Österreich in der Schweiz aktiv.
Vorteile und Nachteile von Fertig- und Systemhäusern
Ein Vorteil ist die Erstellung zum Festpreis mit der Dienstleistung aus einer Hand. Weitere Vorteile:
- Durch eingespielte Abläufe und erprobte Detaillösungen kann die Planungszeit optimiert werden.
- Die gesamte Materialauswahl und Bemusterung wird beim Start der Planung vorgenommen.
- Die Ausführungsplanung ist somit vor dem Baubeginn vollständig abgeschlossen.
Damit ist es möglich, die präzisen Gebäudekosten vor dem Baubeginn zu ermitteln. Die Erstellung von Fertighäusern erfolgt witterungsunabhängig in Produktionshallen. Das Fertigungsrisiko reduziert sich bei den vorgefertigten Hausteilen, trotzdem muss auch der Zusammenbau vor Ort auf der Baustelle muss mit der notwendigen Präzision erfolgen. Die Beratung während der Planungs- und der Bauausführungsphase ist oftmals nicht gleich individuell auf den einzelnen Bauherren abgestimmt, wie dies bei der Zusammenarbeit mit einem Architekten sein kann.
Angebote aus dem benachbarten Ausland
Dabei gilt es im Einzelfall zu beachten, dass die schweizerischen Baunormen zwar mit den europäischen Normen harmonisiert werden, sich aber in einzelnen Punkten unterscheiden können.
Als Beispiele können unterschiedliche Geländerhöhen, die Erdbebensicherheit von Gebäuden, oder regionale Vorschriften wie die Schallschutzanforderungen im Bereich des Flughafens Kloten erwähnt werden.
Der Trend geht in Richtung Ökologie und Nachhaltigkeit
Gemäss Swisshaus AG geht der Trend immer mehr in Richtung Ökologie und Nachhaltigkeit. So werden Minergie-Standards ebenso vermehrt verlangt wie individuelle und alternative Haustechniklösungen mit Thermischen- oder Fotovoltaik-Anlagen. Es wird auch eine grössere Individualisierung der Hausmodelle gewünscht. Die Kunden wollen «den Fünfer und das Weggli» was heisst: die Freiheit im Planen wie beim Architekten mit der Preisgarantie des Generalunternehmers.
Was es für Bauherren zu beachten gilt
Die standardisierten Angebotspreise der einzelnen Anbieter können problemlos miteinander verglichen werden. Diese beziehen sich aber in den meisten Fällen auf den effektiven Hauspreis und nicht auf sämtliche notwenigen Baukosten, was diese nur auf den ersten Blick in einem möglichst attraktiven Licht erscheinen lässt. So sind nicht selten bei den individuellen Objektofferten sämtliche Kosten wie der komplette Aushub und die Abfuhr des überschüssigen Materials eingerechnet. Die notwendigen Anschluss-gebühren für Wasser, Strom und Kanalisation sind nicht kalkuliert oder weil die Bauparzelle vor der Offerterstellung nicht besichtigt wurde, fehlen im Angebot die Kosten für die Hangsicherung. Dies kann zu bösen Kostenüberraschungen führen bei der Bauherrschaft. Infolge der grossen Investition kann es sich aber durchaus lohnen, den Inhalt und allgemeinen Bestimmungen in den Bauverträgen vorgängig von einem Bauexperten prüfen zu lassen.