Harmonisierung durch Baunormen

Trotz der Forderung nach einheitlichen Bauvorschriften ist die bisherige Resonanz auf eine Harmonisierung der Baunormen klein. Zu Unrecht, denn gerade im Zeitalter der Preis- und Leistungsminimierung sind Normen wichtiger denn je.

Bauen ist zu einer komplexen Angelegenheit geworden, bei der Unmengen von Randbedingungen zu beachten sind.

Angefangen bei der Raumplanung, weiter über die in der Schweiz von Kanton zu Kanton, ja sogar von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlichen gesetzlichen Bauvorschriften, bis hin zu System- und Materialvorschriften die zumindest teilweise in nationalen und internationalen Normen ihre Niederschrift finden.

Es ist daher verständlich, dass immer häufiger nach einer Harmonisierung der Bauvorschriften gerufen wird, auch wenn dabei oft nur an eine Deregulierung und Vereinfachung des Bauens gedacht wird. Trotzdem kommen selbst interkantonale Vereinbarungen leider nur langsam voran. Und obwohl der SIA auf Wunsch des kantonal orientierten «Vereins Normen für die Raumplanung» erste Normen im Bereich der Begriffsharmonisierung herausgegeben hat, ist die bisherige Resonanz sehr klein.

Wozu Harmonisierung

Die in der Schweiz herrschende gesetzliche Vielfalt durch eine gemeinsame Normierung zu unterstützen wäre vermutliche der richtige Weg, um zu harmonisierten Bauvorschriften zu kommen, ohne in die gesetzlichen Zuständigkeiten von Kantonen und Gemeinden einzugreifen. Die Zusammenarbeit zwischen Normeninstitutionen und Gesetzgebern kommt bereits in vielen Fällen zum Tragen, beispielsweise zwischen dem Bundesamt für Energie (BfE) und dem SIA oder zwischen dem Bundesamt für Strassen (Astra) und dem Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS). Auch das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat in einer «Normenstrategie» ein Konzept entwickelt, um mittels Normen die Unzahl seiner Vollzugshilfen in den (Be-) Griff zu bekommen.

Im Hochbau sind es die vielen neuen Sachgebiete, die nach einer Harmonisierung verlangen

Eine verstärkte Wärmedämmung verlangt nach dichteren Gebäudehüllen und diese wiederum nach einer «Komfortlüftung». Die mit Normen abgesicherte energetische Optimierung der Gebäude soll es ermöglichen, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Ob dazu weitere Instrumente (Energieausweise, Zwangsabgaben, Förderbeiträge) notwendig sein werden, muss politisch entschieden werden. Normen können dazu beitragen, derartige Instrumente schneller und einheitlicher einzuführen und dadurch festzulegen, was die Gesellschaft in der Schweiz heute und morgen von einem Gebäude erwartet.

Zusätzliche Baukosten verursachen werden sie aber auf alle Fälle: Ein Gebäude mit «guter» Wärmedämmung ist teurer als ein ungedämmtes. Dasselbe gilt für einen «angemessenen» Schallschutz. Nicht brennbare oder halogenfreie Kabel sind teurer, auch ein «vernünftiger» Erdbebenschutz oder behindertentaugliche Toiletten kosten. Vieles spricht also dafür, dass ein Verzicht auf Normen das Bauen günstiger machen würde, mit «Harmoniserung» hat das aber wenig zu tun.

Zu harmonisieren wären zudem und vordringlich die unzähligen europäischen Normen im Bereich der Bauprodukte, einem Bereich, der bisher kaum von SIA-Normen bearbeitet wurde.

Diese Normen sind leider notwendig geworden, weil die kontinuierlich globaler werdenden Märkte auch immer innovativer bezüglich der Leistungsminimierung geworden sind. Mit Baumärkten, Internethandel und Direktimporten kann nur der Druck der Normen einen gewissen (leider oft recht tiefen) Standard gewährleisten.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es zu einem entscheidenden Anteil die Normen sind, die in einer Zeit der gegenseitigen Preis-, Kosten- und Leistungsminimierung dafür sorgen, dass gewisse Standards eingehalten werden.

Wenn aus kurzsichtigen Kostengründen auf Normen verzichtet werden soll, wird später einfach an einer anderen Stelle die Zeche bezahlt.

Quelle sia.ch

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