Heizen mit Eis statt Erdöl

Immer mehr alternative Heizsysteme sind heute auf dem Markt – zum Beispiel Eisspeicher. Sie verringern den CO2-Ausstoss und machen Ihr Haus für die Klimazukunft fit.

Blick ins durchgefrorene Eisspeicher-System Vitofriocal

Blick ins durchgefrorene Eisspeicher-System Vitofriocal (Bild: Abbildung: Viessmann Werke)

Blick ins durchgefrorene Eisspeicher-System Vitofriocal (Bild: Abbildung: Viessmann Werke)

Erdwärmepumpen erfreuen sich seit Jahren grosser Beliebtheit und Verbreitung. Jedoch gibt es viele Gründe, die das Bohren der dazu nötigen Erdsonden verhindern – ob Gewässerschutz oder dichte Bebauung bzw. Einsprachen von Nachbarn. In Fällen, wenn der Einbau von Erdsonden oder Umluft-Wärmetauschern unmöglich ist, sind Eisspeicher-Heizungen eine Alternative.

So seltsam es klingt: ja, mit Eis kann man heizen. Das ist gar kein Widerspruch, sondern lässt sich im Alltag problemlos erfahren. Legt man seine Hand an die Rückseite des Kühlschranks, spürt man ja auch dort Wärme austreten, als «Abfallprodukt» der Kühlung.

Energie speichern bei geringer Temperatur

Für einen Eisspeicher versenkt man ein Wasserbecken im Boden (meist ein Beton-Element). Gefüllt wird es mit Regenwasser. Ein Röhrensystem im Betonbehälter bringt Wärmeenergie, die von Sonnenkollektoren auf dem Dach gesammelt wird, in den Speicher. So erwärmt sich das Wasser und es entsteht als «Abfallprodukt» Kälte, die im Eisspeicher gespeichert werden kann. In der Heizperiode gefriert das Wasser, bis am Frühlingsanfang der ganze Tank ein riesiger Eiswürfel ist. Das Eis kann im Sommer abgetaut und zur Klimatisierung eingesetzt werden.

An der Hochschule Rapperswil wird an der Energiezukunft geforscht (Bild: Wikicommons)

Zwei Röhrensysteme

Die zwei unabhängigen Rohrsysteme im Eisspeicher sind mit Frostschutzmittel gefüllt. Eines führt wie gesagt Wärme von den Solarkollektoren in den Eisspeicher. Das zweite bringt je nach Jahreszeit Wärme oder Kälte aus dem Tank ins Haus.

Anfänglich wurden Eisspeicher vor allem bei Gewerbeliegenschaften eingesetzt. Ein Beispiel einer professionellen Anwendung ist etwa das Stadtarchiv in Köln. Doch auch die Hochschule Rapperswil betreibt eine solche Anlage – mit einem 200’000 Liter fassenden Wassertank.

Doch es gibt auch viele Systeme, die kleiner und für Privatliegenschaften geeignet sind. Alles in allem entspricht die Leistung eines Eisspeicher-Systems etwa jenem einer Wärmepumpe – mit dem Vorteil, dass sie zur Kühlung auch im Sommer einsetzbar sind.

Energie langfristig speichern

Das Faszinierende: sowohl Wärme als auch Kälte können über Monate gespeichert werden und es wird mit niedrigen Wassertemperaturen gearbeitet. Allein schon, weil im Winter nicht Wasser auf hohe Temperaturen gebracht und möglichst lange heiss gehalten werden muss, wird viel Energie gespart.

Plus: die zur Wärmegewinnung nötige Energie ist zu einem guten Teil (nicht ausschliesslich) gratis – entweder Sonnenenergie oder (wie im Beispiel Köln), eine Warmwasserquelle, die angezapft werden kann.

Keine perpetuum mobiles, aber …

Natürlich sind auch die modernesten Eisspeicher keine «Perpetuum mobiles». Anstatt Energie «aus dem Nichts» zu schöpfen, sparen Eisspeicher aber sehr gezielt sehr viel Energie. Steuerungssysteme legen fest, ob «nur» die Energie der Solar-Kollektoren für Heizung und Warmwasser genutzt oder ob auch der Eisspeicher «angezapft» wird. Zur eigentlichen Heizung wird dann immer noch Zusatzstrom gebraucht, jedoch viel weniger.

Eisspeicher-Systeme sind etwas kostspieliger als übliche Wärmesonden. Jedoch kann nach Anfangs-Investitionen teilweise massiv Geld gespart werden.

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