Der Baubeschrieb: Wünsche, Vorgaben & Verständlichkeiten

Unser Auge hat die Fähigkeit, komplexe Strukturen als eine Einheit wahrzunehmen, so sie ähnlich aussehen. Diese Wahrnehmung läuft automatisch ab und wird in Stresssituationen zusätzlich gefördert. Ein einfaches Beispiel dafür sind Bäume. Aus denen unser Auge dann den Wald sieht – die Vereinfachung. Und was soll das mit einem Baubeschrieb zu tun haben? Dass dieser aus Wörtern besteht, die zusammen wahrscheinlich einen mehrseitigen Vertrag ergeben. Doch da ist mehr, viel mehr. Und so macht es Sinn, «aus dem Wald Bäume zu machen».

Wie viele Handwerker arbeiten an einem Bauwerk mit? Wir sprechen ja meistens «nur» mit dem Architekten und dem Bauführer. Doch da sind mehr. Viel mehr.

  • Beim Rohbau alleine sind zum Beispiel Maurer, Betonbauer, Gerüstbauer, Dachdecker, Spengler sowie Zimmermann beteiligt. Oder selbstverständlich die entsprechend weiblichen Personen.
    Bis zum Innenausbau sind es Dachdecker, Fensterbauer, Schreiner, Elektriker, Sanitär-/ Heizungs-/Lüftungsinstallateure, Bodenleger, Maler und Tapezierer, Treppenbauer, Schlosser/Metallbauer.
  • Und beim Gartenbau noch Garten- und Landschaftsbauer.
  • Das sind insgesamt um die 15 Unternehmen. Wir können davon ausgehen, dass dies mit der Grösse und der Komplexität eines Einfamilienhauses oder Geschäftshauses noch zunimmt. Wenn jede dieser Firmen drei Mitarbeitende vorbeischickt, sind über 45 Personen beteiligt.

Menschen haben verschiedene Erfahrungen und Kompetenzen, ein unterschiedliches Wissen, sind sozial individuell unterwegs, haben unterschiedliche Ziele etc.

Im Falle eines Bauvorhabens braucht es darum klare Vorgaben. Genau dazu dient der Baubeschrieb.

Ein Haus bauen: Ein detaillierter Baubeschrieb ist ein Muss!

Der Baubeschrieb: Wünsche, Vorgaben & Verständlichkeiten

Den Baubeschrieb möglichst genau formulieren

In diesem Dokument wird aufgeführt, was sich der oder die Bauherren wünschen. Dazu gehören Materialien, Standards und Ausführungsweisen – und dies gerne ganz detailliert. Bei der Ausführungsqualität zum Beispiel gibt es, wie der Name schon sagt, verschiedene Stufen, bzw. Qualitäten.

Das gibt den Bauherren mehr Möglichkeiten beim Preis und beim Resultat, da ja die Bedürfnisse unterschiedlich sind.

Je genauer der Baubeschrieb, desto genauer resultiert die Kostenschätzung. Hier noch einige nicht abschliessende Tipps, was in einen Baubeschrieb gehören sollte:

  • Nutzung (betrifft Statik)
  • Schall und Akustik
  • Abdichtung
  • Qualitäten und oder Budgetpreise von Materialien
  • Weil dies so wichtig ist: Alle Angaben sollten so genau wie möglich beschrieben werden. «Nach Norm» oder «Schweizer Standard» reicht nicht aus. Denn diese Wörter lassen zu viel
  • Interpretationsspielraum. Auch bei der Einforderung von Baumängeln ziehen Bauherren mit solchen Formulierungen schnell den Kürzeren.

Die gemachten Angaben sollten möglichst messbar sein.

Im Prinzip orientiert sich ein Baubeschrieb an der gewünschten Qualität, dem vorhandenen Budget und auch der zur Verfügung stehenden Zeit. Jede Änderung hat automatisch Einfluss auf die anderen Bereiche.

Fehler, die es zu vermeiden gilt

Wenn wir von den anfangs errechneten 45 Menschen ausgehen, ist eine klare Formulierung unumgänglich. Und aufgepasst: Auf dem Bau arbeiten Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Schon die Schweiz und Deutschland unterscheiden sich oft in der Sprache, bzw. im Verständnis von Begriffen. Während der Estrich bei uns unter dem Dach liegt, versteht man darunter in Deutschland den Aufbau eines Fussbodens, während unser Estrich in Deutschland Dachstock oder Dachboden genannt wird.

Es ist also genug Potenzial für Missverständnisse vorhanden. Darum die folgenden Punkt beachten:

  • Präzise Formulierungen
  • Fehlende Positionen?

Was brauchen die Ausführenden des Baubeschriebs genau?

Als Bauherr ohne nähere Erfahrung im Bauwesen kann man diese sämtlichen Punkte und wie sie formuliert werden müssen unmöglich kennen.

Dabei hilft die Erfahrung eines Bauberaters, der professionell in einen Bauvertrag «abtaucht», um das «Unsichtbare» zu sehen.

Unternehmen nennen dies Investieren, um Abläufe zu vereinfachen, Leerläufe zu vermeiden und mehr Erfolg zu haben.

Selbstverständlich finden sich im Web wertvolle Checklisten dazu. Doch ist nicht jedes Haus, jede Wohnung, jedes Geschäftshaus ein Unikat? Wollen wir uns nicht auch immer ein bisschen von den anderen abheben?

Und genau diese Einzigartigkeit gilt es in die Bausprache zu übersetzen.

Damit Haus- und Wohnungseigentümer am Ende zum vereinbarten Preis viel Freude an Ihrem Eigenheim haben. Und das möglichst lange!

© Bauszene.ch, 30.4.2025