Parkplätze: VSS-Norm fürs Parkieren
Das kennen wir alle: Endlich im Parkhaus, wollen wir parkieren und stellen fest, dass unser Auto zu breit ist. Keine Chance, sich doch hineinzuschlängeln und auch kein anderer freier Parkplatz mehr. Das Ärgerliche ist ja, dass wir in anderen Parkhäusern grosszügige Parkfelder vorfinden. Warum das? Wie werden Parkfelder geplant?
Die VSS-Norm VSS 40 291 «Parkieren – Anordnung und Geometrie der Parkierungsanlagen für Personenwagen und Motorräder» ersetzt die bisherige Norm VSS 40 291A.
Was hier nach einer einfachen Norm klingt, ist wichtig: Die Umsetzung wird in vielen Baubewilligungen verlangt, aber nicht immer umgesetzt. Die Folge:
Es gibt regelmässig Garagen, die nicht befahren oder genutzt werden können!
Parkplätze: VSS-Norm fürs Parkieren
Darum gibt es den VSS. Was macht dieser genau?
Der VSS (Schweizerischer Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute) ist die Normierungs-Organisation im Strassen- und Verkehrswesen der Schweiz. Diesem Verband gehören 650 Fachleute an, die ehrenamtlich in rund 80 Gremien arbeiten.
Die Schwerpunkte für die sechs Fachkommissionen bilden:
- Projektierung
- Wahl und Prüfung von Materialien
- Bau
- Betrieb
- Agglomerations- und Stadtverkehr
Dazu gehören Normen für Parkplätze. Damit Garagen und Parkanlagen zuverlässig geplant und schlussendlich zufriedenstellend genutzt werden können.
Komfortstufen des VSS fallen weg
Am besten würde man ja die Parkplätze auf das grösste Auto abstimmen. Somit hätten alle Autos überall Platz. Dadurch würde natürlich der Flächenverbrauch fürs Parkieren enorm steigen. Damit verbunden auch Investitions- und Betriebskosten.
Der VSS hat bisher zwischen 3 Stufen unterschieden:
- Stufe A = Parkieren von PWs in nicht öffentlich zugänglichen Bereichen wie z. B. Parkierungsanlagen von Wohn- und Geschäftshäusern
- Stufe B = Parkieren von PWs in öffentlich zugänglichen Bereichen, wie z. B. öffentliche Parkhäuser, Einkaufszentren, Hotels und Parkplätze im Strassenraum
- Stufe C = Parkieren von Lieferwagen in Bereichen wie z. B. Gewerbebetriebe, Autovermietungen, Sportplätze, etc.
Da zahlreiche Parkierungsanlagen verschiedenen Nutzergruppen zur Verfügung stehen und sich im Laufe der Zeit die Nutzungsintensität einer Anlage auch ändern kann, wurden alle Stufen aufgelöst und die Normen neu definiert.
Die Herausforderung verschieden grosser Autos
Das hat sich geändert:
- Neu wird der Parkierung von Motorrädern deutlich mehr Platz eingeräumt. Die neue Norm erlaubt dabei auch Abweichmöglichkeiten (leichte Reduktion bei beengten Verhältnissen oder Zuschläge bei hohen Umschlagfrequenzen).
- Zudem wurde die Standardbreite von Senkrecht-Parkfeldern auf 2.5 m erhöht. Diese Breite deckt einen überwiegenden Teil der heutigen Personenwagen ab.
- Unterschiedlich grosse Parkfeldern können laut VSS aus logistischen und praktischen Gründen nicht berücksichtigt werden, da nicht praktikabel für Nutzende. Auch die Anordnung von Parkfeldern unterschiedlicher Grössen ist schwer umzusetzen.
- Schmale Fahrgassen mit überbreiten Parkplätzen wurden aufgrund mangelnder Praxistauglichkeit eingeschränkt. Bei nur 4 m Fahrgasse gibt es zum Beispiel keine Senkrechtparkierung, sondern nur noch eine Schrägparkierung.
Problematik Vielfalt
Die Praxis zeigt, wie wichtig es ist, dass Parkfelder sorgfältig geplant werden. Hier stellt sich die Frage, ob es nicht gewisse Normen für die Breite von Autos geben sollte. Damit wäre die Planung von Parkplätzen um einiges einfacher. Doch Vielfalt – und die gibt es in der Schweiz in den verschiedensten Lebensbereichen – hat eben ihren Preis.
Man kann davon ausgehen, dass sich die VSS-Norm für Parkplätze weiter verändern wird, zumal die Mobilität in der Schweiz dynamisch ist und sich laufend verändert.
© bauszene, 8.12.2023