Die grossen Vorteile der Vorfertigung im Bauwesen

Eine Immobilie bauen kann viel Geduld beanspruchen und die Nerven ganz schön strapazieren. Nach Bauplan und nach unseren Vorstellungen müsste unser Traumhaus bereits fertig sein. Doch dann diese Zeitverzögerungen. Der Sanitär kann nicht weitermachen, wenn der Elektriker nicht … und umgekehrt. Viele Dienstleister, viele Abhängigkeiten. Gibt es denn im Bauwesen nichts, was unsere Träume vorantreibt? Doch: die Vorfertigung. Vor- und Nachteile hier im Fokus. 

Stellen Sie sich vor, Ihr Haus wird innerhalb von ein paar Tagen aufgebaut. Für Laien mag das unrealistisch klingen, bis man es selbst gesehen hat. Vorgefertigte Module, die mit dem Kran an die richtige Stelle platziert und dort von flinken Bauarbeitern fachgerecht montiert werden. Natürlich ist die Aufbauzeit, wie bei allen anderen Bauten, von der Komplexität abhängig.

Anstatt Stein auf Stein, Element auf Element. Das spart eine Menge Zeit.

Aus dem einfachen Grund, dass vorausgedacht, -geplant und -produziert wurde. Letzteres in einer Fertigungshalle. Millimetergenau. So können Fehler reduziert und Kosten eingespart werden.

Was will man mehr?

Die grossen Vorteile der Vorfertigung im Bauwesen

Vorteile der Vorfertigung

Die Vorteile liegen auf der Hand. Mehr Effizienz, kürzere Durchlaufzeiten und höhere Präzision. Was bedeutet das für uns als BauherrInnen?

Die Vorfertigung ermöglicht 90 Prozent weniger Abfälle als auf der Baustelle. Und bei der Vorfertigung wird bis zu 67 Prozent weniger Energie für die Produktion verbraucht.

  • Vorfertigung hat in der Regel Fixpreise. Es braucht weniger Handgriffe und darum auch weniger Personal auf der Baustelle. Liefertermine können besser eingehalten werden.
  • Für uns bedeutet das: Der Umzug ist besser planbar und Nervenkostüm und Geldbeutel werden geschont. So können wir uns voll und ganz auf unseren Neubau freuen.
  • Auch unsere zukünftigen Nachbarn freuen sich an unserem Eigenheim. Denn die Lärmbelastung wird massiv verkürzt. Ein guter Start für gelingende Nachbarschaftsbeziehungen.

Dies alles ist möglich dank der Automatisierung, wie sie uns von Henry Ford, dem grossen Autopionier, vorgelebt wurde. Und dank moderner Software.

Geschichte der Vorfertigung

Serielles Bauen ist nicht neu. So soll Gustave Eiffel bereits auf das industrielle Bauen gesetzt haben. Eiffel hat uns aufgrund der Weltausstellung von 1889 eines der imposantesten Bauwerke hinterlassen: den Eiffelturm. Dafür liess der französische Ingenieur und Konstrukteur von Bauwerken aus Schmiedeeisen 18’038 vorgefertigte Einzelteile produzieren. 2,5 Millionen Nieten halten dieses 10’000 Tonnen schwere Bauwerk zusammen. 2 Jahre, 2 Monate und 5 Tage hat der Bau des Turms gedauert.

Man beachte: Der Eiffelturm wurde lediglich für eine Lebenszeit von 20 Jahren ausgerichtet. Das Aufkommen der Funktechnik und der Telekommunikation hat ihn gerettet: Er begann, als Radio-Sendeanlage zu fungieren, erst zur militärischen, später auch zur zivilen Nutzung.

Auch 1945, nach dem Wiederaufbau der durch den Zweiten Weltkrieg zerstörten Städte, wurde auf die industrielle Vorfertigung zugegriffen.

Es ging darum, möglichst schnell wieder neuen Wohnraum zu schaffen. In der DDR baute man so in drei Jahrzehnten über zwei Millionen Häuser.

Mögliche Nachteile der Vorfertigung

Entsprechend wirkt das Dorf-, bzw. das Stadtbild. Siedlungen und Innenstädte sehen gleichförmig aus.

Vorfertigung kann auch ins Ungleichgewicht kippen. Ins Profitdenken. Ins Möglichmachen. Ins «Jeder-kann-und-will».

Das ist per se nicht falsch, sofern auch das Klima, bzw. die Umweltbedingungen entsprechend berücksichtigt werden. Der Wunsch nach einem Eigenheim ist nachvollziehbar, wenn die Ressourcen vorhanden sind.

Das Ganze erinnert ein bisschen an «Malen nach Zahlen» im grossen Stil. Einfach den Zahlen nach und schon entsteht ein neues Bild oder in unserem Fall ein neues Haus. Was einfach ist und sich auch bezahlen lässt, weckt Interesse.

Um 1970 soll eine Delegation aus der DDR und der Tschechoslowakei nach Regensdorf (ZH) gereist sein, um Plattenbauten «Made in Switzerland» zu studieren. Der Zürcher Baupionier Ernst Göhner hatte damals eine Siedlung aus eben diesen Beton-Normelementen erstellt. Sieben Häuserzeilen mit fast 900 Wohnungen.

Man kauft in dem Sinn etwas Fertiges, das keinen grossen Spielraum zulässt, denn einem Umbau sind Grenzen gesetzt. Designänderungen können schnell teuer werden, weil die Voraussetzungen dafür nicht geschaffen wurden.

Das Gespräch im Vorfeld mit dem Bauexperten lohnt sich darum immer.

© bauszene.ch, 6.12.2024