Die grössten Stolperfallen für Bauherren: Damit Sie es wissen

«Jeder Fehler ist ein Geschenk», so sagt man in der Persönlichkeitsentwicklung – zumindest, wenn er reflektiert wird. Selbstreflexion kostet Energie. Hinschauen kann ernüchternd sein. Doch was hat das mit dem Bauwesen zu tun? Hinschauen kann hier auch sehr ernüchternd sein. Jeder Fehler, jeder Mangel kostet ebenfalls. Und zwar Geld, oft viel Geld. In diesem Artikel finden Sie wichtige Tipps, damit genau dies nicht passieren soll. 

Persönlichkeitsentwicklung will die Wahrnehmung fördern. Das heisst, bisherige Stolpersteine und Fehler werden bewusst gemacht. Anschliessend ist man sensibilisiert und erkennt die Fettnäpfchen immer früher. So können sie immer mehr verhindert werden.

Dieses Prinzip gilt auch für Stolperfallen auf dem Bau. Denn frühzeitiges Erkennen erspart spätere Kosten.

Hier die wichtigsten Tipps für Ihren Hausbau.

Stolpersteine im Hausbau müssen nicht sein. Hier die wichtigsten Tipps

Das Grundstück

Das Bild vom Eisberg kennen wir alle. Oben klein, unter der Wasseroberfläche viermal so gross. So kann es auch bei Grundstücken aussehen. Immer wieder erzählen Bauherren davon, auf welche zusätzlichen Herausforderungen man beim Aushub stiess. So steht nun in einer Mehrfamilien-Siedlung ein Haus 30 Zentimeter höher als die anderen, da auf einmal ein unterirdischer Fels zum Vorschein kam. Es ist ein Beispiel. Darum lohnt sich ein geologisches Gutachten vom Baugrund.

Wissen schafft die besten Voraussetzungen und unterstützt die professionelle Planung.

Fotografieren Sie

Wenn Sie die Baustelle besuchen, fotografieren Sie mindestens wichtige Bauschnittstellen, Bauteile, mögliche Schwachstellen – und das von verschiedenen Seiten aus.

Das menschliche Auge lässt sich manchmal täuschen. Verschiedene Perspektiven unterstützen das Bild der Wirklichkeit.

Am besten machen Sie sich von Anfang an einen Ordner auf dem PC und kennzeichnen die Fotos entsprechend mit Datum und Objekt.

Erfahrung von Architekten, Bauleitern und Bauberatern

Es geht um die richtige Fragestellung. Diese setzt voraus, dass man die Bauabläufe und die wichtigsten Gesetze kennt. Es geht um die Kenntnisse der wichtigsten Schwachstellen. Diese Fachkompetenz kann sich niemand in kurzer Zeit aneignen. Lediglich Architekten, Bauleiter und Bauberater mit mehrjähriger Erfahrung kennen die sensiblen Punkte.

Solche Erfahrung kostet ihren Preis, kommt aber wahrscheinlich günstiger zu stehen als spätere kostspielige und nervenaufreibende Reparaturen.

Schriftlich festhalten

«Mach’s wie Gott, mach’s schriftlich» lautet ein altes Zitat, dem nichts entgegenzusetzen ist. Alle wichtigen Absprachen sollten schriftlich festgehalten und gegenseitig unterschrieben werden.

Im Zeitalter von künstlicher Intelligenz (KI) können Gespräche aufgenommen und anschliessend recht gut transkribiert werden.

Distanz schafft Klarheit

Unser Gehirn wird sehr oft unterschätzt. Wenn es schläft, arbeitet es weiter. Das heisst, es verarbeitet Daten, die es am Vortag aufgenommen hat, und setzt Verknüpfungen. So entsteht ein Gesamtbild, welches hilft, Unklarheiten, Verstecktes, Unsicheres zu erkennen und es beim Namen zu nennen.

Will heissen, bevor Sie entscheiden, schaffen Sie Raum und Zeit für gesunden Schlaf. Oftmals, nein, meistens fallen uns die wichtigsten Dinge erst ein zwei Tage später ein.

Darum Distanz schaffen. Sich nicht unter Druck setzen lassen. Denken Sie immer daran, dass der Initialaufwand der grösste Aufwand ist. Doch damit schafft man Sicherheit, in die richtige Richtung zu gehen.

Strom

Wir leben in einer digitalisierten und sehr vernetzten Welt. Jedes Zimmer braucht mehrere Steckdosen und WLAN. Es macht durchaus Sinn, zusätzliche Leerrohre einzubauen.

Damit von Anfang an genügend Spielraum für weitere Kabel vorhanden ist.

Die praktische Sicht berücksichtigen

Manchmal ist es sinnvoll, ein zusätzliches Zimmer im Erd- oder Dachgeschoss, vielleicht sogar im Keller einzuplanen, wenn möglich. Besonders bei Familien ist es sehr wertvoll, wenn man sich auch mal zurückziehen kann. Oder wenn jemand krank ist und viel Ruhe braucht.

Grosse Fenster sind schön, sind aber immer eine Frage des Energieverbrauchs. Und ob man damit nicht auch zu viel Einblick in seine Privatsphäre gewährt. Ebenso wichtig ist die Frage, welche Art Fenster es sein soll. Reicht Mehrfachverglasung, die als Wärmeschutz und bedingt auch als Schallschutz fungiert oder braucht es zusätzlichen Schallschutz?

Es gab eine Zeit, wo in den meisten Wohnungen noch ein Reduit eingebaut wurde. Dies sorgt für immer willkommenen Stauraum. Sei es für Lebensmittelvorräte, als Depot für Entsorgungsgüter oder für die Schmutzwäsche. Somit steht einiges, was für Ärger sorgen kann, nicht mehr unsortiert herum.

Die Kündigung der bisherigen Wohnung soll auf keinen Fall eilen! Lieber von Anfang an genügend Spielraum einplanen. Im Bauwesen zählen Verzögerungen leider zum Daily Business. Gekündigt und kein rechtzeitiger Einzugstermin in Sicht, das würde gerade noch fehlen. Einmal umziehen genügt.

Frühzeitig einen Bauexperten beiziehen

Im Web gibt es zahlreiche Plattformen wie zum Beispiel Bauszene.ch, wo man wertvolle Informationen rund um den Bau erhält. Diese Informationen können ungemein unterstützen. Wenn man aber jedoch sichergehen will, braucht es einen Bauexperten, der einen in den wichtigsten Fragen begleitet.

Damit Hinschauen nicht ernüchternd und der Haus- oder Wohnungsbau nicht zur unfreiwilligen Persönlichkeitsentwicklung mutiert.

© Bauszene.ch, 11.4.2024