Finanzierung: Herausforderung für pensionierte WohnungsbesitzerInnen
Herr und Frau Schweizer wissen: Ein Eigenheim ist alles in allem billiger, als wenn man in einer Mietwohnung lebt. Wenn die Hypotheken zudem noch günstig sind, greifen Mann oder Frau gerne auf einen Vorbezug ihrer Pensionskassengelder zu. Mit dem Eigentum kommen – jede Medaille hat schliesslich zwei Seiten – auch gewisse Sorgen. Nicht zuletzt, ob man das geliebte Heim finanziell noch halten kann, wenn man pensioniert wird. Tipps, worauf angehende und bestehende Haus- und WohnungseigentümerInnen achten sollten.
Die Anreize sind unmissverständlich: Tiefe Zinsen, das Traumhaus oder die ideale Wohnung sind ausgeschrieben und dank dem Zugriff auf bestehende Pensionskassengelder ist die Finanzierung machbar. Schliesslich leben wir heute, nicht wahr?
«Trotz Trump-Risiko: US-Bank bleibt Hüterin von AHV-Milliarden» (Watson.ch), «Die AHV soll weniger Witwenrenten auszahlen – und die Männer nicht mehr diskriminieren» (NZZ.ch),: Solche und viele weitere Zeitungsmeldungen lassen aufhorchen. Unsere Altersversorgung in den Händen Amerikas? Tiefere Witwenrenten?
Und plötzlich kommen Fragen und Ängste auf: Ist und unser Wohneigentum im Alter weiterhin garantiert? Alles wird teurer, nur die Renten sinken. Bleibt da noch genügend Geld zum Leben?
Was also tun? Ist Wohneigentum in der Pensionierung garantierbar?
Frühzeitig hinschauen und die Pensionierung planen
Okay, bis circa 50 ist die Pensionierung bei den wenigsten Arbeitnehmenden ein Thema. Sollte sie aber. Und die wenigsten befassen sich mit den Möglichkeiten.
- Zeit, erste Schritte zu wagen
- Zeit, sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen.
- Zeit, das Machbare zu machen.
- Zeit, der Wirklichkeit in die Augen zu schauen.
Tipp 1: Was sind unsere Bedürfnisse?
Die einen wollen noch möglichst viele Reisen erleben, andere wünschen sich mehr Zeit für ihre Enkelkinder, ihr Hobby, ein Ehrenamt etc.
Unser Leben hat eine unwiderrufliche Voraussetzung: Praktisch alles kostet Geld oder Zeit und oft gleich beides zusammen.
Am besten unterscheiden wir zwischen mindestens zwei Ausgangslagen.
1. Leben wie heute
Was beinhaltet dies für Kostenpunkte und wieviel geben wir für was aus?
- Wohnen
- Essen
- Kleidung
- Gesundheit
- Versicherungen
- Mobilität
- Soziale Kontakte
- Hobby
- Reisen
- etc.
Der Blick ins Online-Banking ist sehr aufschlussreich. Dort sehen wir genau, für was wir wie viel Geld ausgegeben haben. Aufwand und Ertrag schaffen Klarheit, was unser Heute kostet.
2. Was ist das Minimum, mit dem wir leben könnten?
Auch hier geht es um die gleichen Bereiche wie im Abschnitt vorher. Doch die Frage ist, wo wir reduzieren oder gar verzichten könnten.
Das ist – je nach Typ Mensch – oft weniger oder mehr, als wir meinen.
Nachlassende Kräfte und ein gemächlicheres Tempo im Alter sorgen so oder so dafür, dass das Viele von heute weniger wird.
Das sogenannte Worst-Case-Szenario (den schlimmst möglichen Fall) zu definieren, gibt uns gute Anhaltspunkte, was wirklich drinliegt.
Im Grunde genommen können wir Menschen mit sehr wenig leben.
Tipp 2: Was sind die Risikofaktoren?
Ein Leben ohne Risiko gibt es leider nicht. Gewisse Risiken eingrenzen kann man hingegen sehr wohl. Hier ein paar Beispiele bestehender Risiken:
- Gesundheitsrisiken: Krankheit oder Unfall
- Auswirkungen von Klimaveränderungen auf Mensch und Wohnraum
- Rentenkürzungen
- Bauliche Veränderungen in der nahen Umgebung
All diese Faktoren können einen Einfluss auf unser Wohneigentum haben.
- Gesundheit: Bauliche Massnahmen, wenn wir plötzlich im Rollstuhl sind oder gesundheitlich so angeschlagen, dass wir die bestehenden Barrieren nicht mehr überwinden können.
- Klimaveränderungen: Fassaden bekommen mehr Risse, weil die Temperaturen steigen. Gewitter werden intensiver und hinterlassen entsprechende Schäden etc.
- Rentenkürzungen: CH 100.- weniger pro Monat macht auf 30 Jahre Lebenszeit CH 36’000 aus.
- Bauliche Veränderungen: In unserer Nähe wird eine neue Siedlung, eine Strasse oder ein Gebäude gebaut, was temporär oder dauerhaft intensiven Lärm verursacht.
Was bedeutet Pensionierung auch noch?
Pensionierung macht uns sensibler für alles, was wir bisher verdrängen konnten.
Dieses Vorausschauen und Planen soll niemanden stressen. Es gilt, im Moment zu leben. Und das, was man im Vorfeld klären kann, sollte man klären.
Berufliches Ansehen vergeht, je länger wir im Ruhestand sind. Was jetzt umso mehr zählt, sind Beziehungen. Partnerschaft. Freunde. Familie. Nachbarn etc. Menschen, die mit uns und unseren Themen unterwegs sind.
Ein grosser «Zins» und ein gutes Stück Sicherheit ist, ganz simpel, ein bescheidener Lebensstil.
Dankbar sein für das, was man hat und es geniessen.
Und wenn wir trotz guter Planung unser Eigenheim nicht halten können, so dürfen andere darin wohnen und ihre Kinder grossziehen.
Es darf so sein, wie es ist. Menschen unterscheiden sich von Häusern und Wertpapieren: Sie behalten ihren Wert!
© bauszene.ch, 26.6.2025