Badewannenkartell 622 Millionen Euro Busse

Führende Anbieter von Badezimmer-Ausstattungen in Europa müssen für ein jahrelanges Kartell büssen und gemäss einem Entscheid der EU-Kommission über 600 Millionen Euro Strafe bezahlen. Nicht davon betroffen ist der Schweizer Sanitärtechnikkonzern Geberit.

WC-Schüsseln, Waschbecken und Badewannen sind für Millionen EU-Bürger jahrelang überteuert gewesen. Die EU-Kommission hat am Mittwoch eine Strafe von 622 Millionen Euro gegen ein Kartell von 17 Badezimmereinrichtern verhängt, das von 1992 bis 2004 illegal Preise abgesprochen hat. Deutschland war die Hochburg des Kartells, dort trafen sich Vertreter der Firmen mehr als 100 Mal.

Unter den beteiligten Unternehmen ist das Who is Who der deutschen Sanitäreinrichter: Villeroy & Boch, Dornbracht, Duravit, Grohe, Hansa und Kludi. Das höchste Bussgeld unter ihnen muss Villeroy & Boch  zahlen, 71,5 Millionen Euro. Die Firma prüft ebenso wie Grohe, gegen die Kommissionsentscheidung zu klagen.

«Das Kartell hat Bauunternehmern, Installateuren, aber letzten Endes auch zahlreichen Familien geschadet», sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Es war neben Deutschland in Österreich, Italien, Belgien, Frankreich und den Niederlanden aktiv. Die konspirativen Treffen wurden unter dem Deckmantel der nationalen Dachverbände abgehalten. Dabei wurden Preiserhöhungen, Mindestpreise und Rabatte für die gesamte Badeinrichtung festgesetzt und vertrauliche Geschäftsinformationen ausgetauscht.

Almunia beklagte «sehr schwere Verstösse gegen die EU-Wettbewerbsregeln». Neben den genannten Firmen waren den Angaben zufolge rund 70 Subunternehmen verstrickt. Mehr als die Hälfte der Gesamtbusse wurde gegen das US-Unternehmen Ideal Standard verhängt, 326 Millionen Euro.
Strafe ermässigt aus wirtschaftlichen Gründen

Im Rahmen der Kronzeugenregelung der Kommission wurde der amerikanischen Firma Masco die Geldbusse vollständig erlassen, da sie als erste auspackte. Die Strafen für fünf Unternehmen wurden ermässigt. Die betreffenden Firmen wären vermutlich nicht in der Lage gewesen, die volle Geldbusse zu bezahlen, erklärte Almunia. Das Ziel der Kartellbekämpfung bestehe nicht darin, den Niedergang von Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten zu beschleunigen. Insgesamt hätten zehn Kartellmitglieder angegeben, das Bussgeld würde sie in den Ruin treiben.

Nicht von der Busse der EU betroffen ist der St. Galler Sanitärtechnikkonzern Geberit. Das Verfahren gegen Geberit sei ohne Verhängung einer Busse eingestellt worden, gab der Konzern am Mittwoch bekannt.

Quelle www.nzz.ch

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